Vorgehensweise

Ausstiegsberatung ist ein Prozess, der dazu beitragen soll, die innerhalb des Kultes praktizierte Bewusstseins- und Verhaltenskontrolle und die damit einhergehende Persönlichkeitsveränderung dem Kultmitglied gegenüber aufzuzeigen, transparent und verstehbar zu machen.

Menschen, die sich einem Kult anschließen, tun dies oft, um einen eigenen, neuen Weg zu gehen und sich von der Familie bzw. dem bisherigen sozialen Umfeld abzulösen. Die eigene, ursprüngliche Persönlichkeit eines Kultmitglieds wird dabei vom jeweiligen Kult nicht ausgelöscht, sondern nur per Indoktrination konsequent unterdrückt. Dementsprechend sind auch alte, eigene Werte und Gedanken lediglich unterdrückt und nicht eliminiert. So tauchen alte Erfahrungen, Erinnerungen und Emotionen immer wieder im Bewusstsein eines Kultmitglieds auf und führen zu Fragen und Zweifeln bezüglich des Kultalltags.

Es gibt wahrscheinlich kein Kultmitglied, das nicht von Zeit zu Zeit Zweifel hinsichtlich der Kultideologie, dem Kultengagement und/oder dem Kultführer hegt. Diese Zweifel werden zwar vom „neuen“ Bewusstsein unterdrückt, können aber dennoch Einfluss auf das Denken, Fühlen und Handeln des Mitglieds nehmen. Genau dies ist der Punkt, an dem eine erfolgreiche Beratung greifen kann. Der Prozess des Zweifelns soll durch die Ausstiegsberatung gefördert und beschleunigt werden. Das Kultmitglied soll dabei unterstützt und begleitet werden, sich der negativen Aspekte seiner Kultmitgliedschaft bewusst zu werden und sein Engagement neu zu überprüfen.