EZW Materialdienst 2/2017

Im Blickpunkt
Dieter Rohmann, München

Psychologische Beratungsangebote und -erfahrungen

Wege des Einstiegs in eine sogenannte Sekte und Wege des Ausstiegs

„Ich vermeide es, Angehörige einer Kirche und Religionsgemeinschaft in ihrem Glauben irre zu machen. Für die Mehrzahl der Menschen ist es sehr gut, einer Kirche und einem Glauben anzugehören. Wer sich davon löst, der geht zunächst einer Einsamkeit entgegen, aus der sich mancher bald wieder in die frühere Gemeinschaft zurücksehnt. Er wird erst am Ende seines Weges entdecken, dass er in eine neue große, aber unsichtbare Gemeinschaft eingetreten ist, die alle Völker und Religionen umfasst. Er wird ärmer um alles Dogmatische und alles Nationale, und wird reicher durch die Brüderschaft mit Geistern aller Zeiten und aller Nationen und Sprachen.“
(Hermann Hesse, 1964)
Dieser Gedanke Hermann Hesses inspirierte mich schon vor vielen Jahren und machte mir schon damals zunehmend deutlich, wie komplex, sensibel, aber auch spannend das Thema Glaube, Religiosität, Spiritualität, Gruppe, Individuum, das Wir und das Ich tatsächlich sind.
In der Arbeit mit Menschen, die sich einst aufmachten (aufgrund welcher vorausgehenden konkreten Lebensereignisse und Motive auch immer) Sinn, Orientierung und geistige Heimat in ihr Leben zu holen, gibt es sicherlich keine Methode, die auf all diese Personen in gleichem Maße anzuwenden ist. Dafür sind die Biographien dieser Menschen viel zu unterschiedlich und deren Persönlichkeiten zudem erfreulich heterogen. Was sie häufig eint, ist die Erfahrung von Manipulation und geistigem Missbrauch durch einen Meister, das Gefühl von Trauer, Enttäuschung, Hilflosigkeit und Orientierungslosigkeit nach dem Ausstieg aus dem einstigen Lebensmittelpunkt des Kults.
Nach dem Ausstieg aus einer solchen Wertegemeinschaft wird intensiv nach Erklärungen für das Geschehene gesucht. Es will und soll verstanden werden, was eigentlich in diesen Gruppen geschehen ist, warum man selbst (trotz immer wieder aufgetretener Zweifel) ein aktiver Teil des Ganzen blieb und schließlich wie das Leben für einen selbst weitergehen soll und kann.

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